Linchen und ihre Freunde auf Abenteuerreisen

Linchen und ihre Freunde auf Abenteuerreisen
BLUMENKIND LINCHEN

Kurzgeschichten für Kinder | von Kindern | Kindergeschichten

Kurzgeschichten für Kinder geschrieben von Kinderbuchautorin ©Linéa Sommer

Die Abenteuerreisen von Linchen und Ihren Freunden unterwegs in den „Märchenhaften Städten“ zum Lesen, zum Vorlesen, zum Schmunzeln und Weitererzählen.

  • Der Wunderbrunnen
  • Das Waldfest
  • Der lustige Hut
  • Die Geschichte von den Märchennüssen
  • Bleistiftgeschichten

• Der Wunderbrunnen

Viele Jahre lebte ein Wassergeist im Weiher vor der Burg in der Bonbonstadt. Nun ist die alte Burg verfallen und keiner wohnt mehr hier. Nicht einmal eine kleine Maus. Alle Bewohner sind ausgezogen. Der Wassergeist wollte nicht alleine bleiben und suchte sich eine neue Wasserstelle. Der Brunnen vor dem Rathaus in Bonbonstadt ist das richtige Zuhause. Genau nebenan, wo die Kinder gern in den Süßwarenladen gehen, möchte nun der Wassergeist das Brunnenwasser fröhlich sprudeln lassen und kleine Wunder vollbringen. Eines Tages kam der kleine Tim an den Brunnen. Er hatte großen Durst vom Fußballspielen und trank vom Wasserstrahl. „Mmh, lecker. Das ist ja Zitronenlimonade.“ Lilli und Maja kamen auch dazu und kosteten. „Oh! Dieser Strahl schmeckt nach Waldmeisterlimonade.“ Tim, Lilli und Maja erzählten es allen anderen Kindern und nun sprach es sich sehr schnell herum. Der Brunnen spendete auch Kaffee, Milch und manchmal süßen Wein.

Die Bewohner von Bonbonstadt brauchen es sich nur zu wünschen und schon sprudelt die Köstlichkeit. Aber einer von den Leuten aus Bonbonstadt schlich sich in der Nacht mit Eimern zum Brunnen vor dem Rathaus. Er schöpfte die Eimer randvoll. Zuhause füllte er das Getränk in Flaschen um, denn er hatte eine Idee. Eine gute, wie er meinte. Er verkaufte die vollen Flaschen den Leuten in den benachbarten Orten Turmburg, Blumenhausen und sogar bis zur Raumstation. Sie wussten noch nichts von dem köstlichen Brunnenwasser in Bonbonstadt. Nur einem gefiel das nächtliche Treiben nicht. Der Wassergeist beobachtete alles heimlich und machte sich seine Gedanken darüber. Er wollte dem nächtlichen Dieb eine Lehre erteilen. Am nächsten Tag waren die verkauften Flaschen leer, obwohl es in ihnen gluckste und fauchte. Auf dem kleinen bunten Schildchen der Flasche stand zu lesen: „Frische Luft vom Rathausbrunnen aus Bonbonstadt“.

Die Leute aus den Nachbarorten schimpften mit dem Verkäufer und wollten ihr Geld wieder zurück. Das hat er auch wehmütig getan und entschuldigte sich bei allen Leuten.

Und weil diese Geschichte passiert ist, dachte sich der Wassergeist: „Ich werde den Wunderbrunnen von Bonbonstadt nur noch einmal im Monat mit dem köstlichen Nass sprudeln lassen. Immer am dreiunddreißigsten Tag.

So geschah es dann auch und alle Einwohner waren darüber glücklich.

• Das Waldfest

Im Kirchturm von Eulen Stadt wohnte einst das Uhrenmännlein Herr Ticktack.  Er sollte stets auf die große Kirchturmuhr aufpassen. Das war ganz schön schwierig. Die große Uhr war schon sehr, sehr alt. Vielleicht so alt wie der Mond, nach dem sie immer ging. Oder so alt wie die Bäume vom nahen Wald.  Jedenfalls musste Herr Ticktack dem großen Zeiger von der noch größeren Kirchturmuhr zu jeder vollen Stunde einen kleinen Schubs geben. Ja, und dann tickte sie wieder richtig. Eines Abends, als es langsam dunkelte, kam Papa Eule aus dem nahen Wald angeflattert. „Herr Ticktack, haben Sie es etwa vergessen? Heute ist das Waldfest und Sie dürfen doch nicht fehlen!“ „Vergessen habe ich es nicht aber ich kann hier nicht weg.“ bedauerte das Uhrenmännlein. „Ich muss doch die Zeiger immer anschubsen.“

Papa Eule überlegte kurz und sprach: „Ich werde Sie kurz vor der vollen Stunde wieder Heim bringen.“ Da widersprach Herr Ticktack nicht, setzte sich auf den Rücken der Papa Eule und flog mit ihm in den Wald zum Fest.

Da war vielleicht etwas los! Die Grillen spielten ein Konzert und die Frösche quakten, Kater Ruby jaulte und der Hund Rosali bellte lustig dazu. Und der Vogelchor mit Billi, Gregor und Emmy Ice zwitscherten dazwischen. Hei, das war eine fröhliche Stimmung! Auch der Tausendfüßler tanzte mit dem Schmetterling eine flotte Sohle auf den Waldboden. Nur die frechen Spatzenkinder hatten nur Unfug im Kopf. Sie warfen mit den dicken, saftigen Blaubeeren umher. Dazu schenkte die Blumenelfe süßen Honigwein aus und die Schnecken servierten allen Gästen leckeren Pilzgulasch.

Herr Ticktack jedenfalls lies es sich richtig munden. Vom vollen Pilzgulaschbauch und dem süßen Honigwein wurde er satt und sehr müde. Er schlief unterm nächsten Fliegenpilz gleich ein. Weil er dabei so sehr schnarchte, fand ihn Papa Eule und flog mit ihm zum Kirchturm zurück. Herr Ticktack war sofort munter und bekam einen Schreck. „Oje, die Uhr! Macht nichts, das bekommen wir wieder hin.“ Und weil Herr Ticktack etwas belustigt war, sang er in voller Lautstärke: „Jetzt gebe ich schwips und schwups dem großen Zeiger einen Schubs …“

Was passierte am nächsten Morgen? Alle Kinder kamen eine Stunde zu spät in die Schule, denn Herr Ticktack hatte am Tag zuvor zwei volle Stunden unterm Fliegenpilz selig geschnarcht. Aber das war alles nicht so schlimm. Der Lehrer in der Schule hat es nicht bemerkt. Er stellt seine Taschenuhr auch nach der Kirchturmuhr mit den großen Zeigern, die Herr Ticktack immer anschubst.

• Der lustige Hut

Linchen, das Blumenkind, hatte Geburtstag. Sie hat sich den Tag herbei gesehnt. Ihr Geburtstagswunsch war etwas außergewöhnlich. Tim, Rosalie, Olle und Bolle wollten ihn trotzdem erfüllen, auch wenn es nicht ganz einfach war. Linchen wünschte sich einen großen, lustigen Hut mit breiter Krempe.

Tim, Olle und Bolle kamen gerade vom Fußballspielen herein und Rosalie überreichte Linchen den Hutkarton mit der großen Schleife.  Linchen öffnete den Karton und was kam zum Vorschein? Ein Hut.

Doch es war ein ganz gewöhnlicher weißer Hut. „So einen Hut wollte ich nicht!“ meinte Linchen traurig und legte ihn vorsichtig in den Kleiderschrank. Die Freunde schauten sich verzweifelt an und guter Rat war teuer. Doch Olle und Bolle klopften kurz entschlossen an den Schrank und Rosalie bellte: „Hut, du wirst nicht lange darin bleiben, das versprechen wir dir.“ Und so war es dann auch. Am nächsten Sonntag machten Linchen und ihre Freunde einen Ausflug in die Zirkusstadt. Sie wollten die wilden Tiere bestaunen und gemeinsam über den Clown lachen.

Sie machten sich auf den Weg und weil die Sonne über ihr ganzes Gesicht lachte, sollte das Blumenmädchen ihren Hut mitnehmen. „Den brauch ich heute nicht.“, meinte sie kurz. Doch Olle nahm ihn trotzdem mit. Bolle streichelte den Hut mit der breiten Krempe und flüsterte: „Gleich wirst du was erleben!“ Und schon stand ein Clown und ein Seelöwe da. Sie wollten gerne diesen schönen Hut haben und mit ihm Kunststückchen vollbringen. Ein Krautkopf kam angelaufen und bettelte: „Bitte schenkt ihn mir. Ich brauche unbedingt das gute Stück. Wenn ich ihn aufsetze, dann kommen mich die weißen Schmetterlinge nicht mehr besuchen.“ Ein kleiner Affe wollte in dem Hut, gleich hinterm Zirkuszelt über den Tümpel paddeln und eine Maus darin Körner sammeln. Jeder hatte einen anderen Vorschlag aber irgendwie waren die Freunde nicht davon überzeugt.

Wer weiß, was mit dem Hut passiert wäre, wenn ihn Linchen in diesem Moment nicht aufgesetzt hätte. Just, da kam ein bunter Schmetterling und setzte sich auf die breite Hutkrempe und dann kam noch einer und noch einer. Jetzt sah der Hut nicht mehr langweilig, sondern kunterbunt aus und Linchen trug ihn mit viel Freude. Und die Sonne lachte mit den Freunden herzlich dazu.

• Die Geschichte von den Märchennüssen

In der Märchenstadt gab es einen wunderschönen Garten. In diesem Garten stand ein großer, alter Haselnussstrauch. Als die Nüsse reif waren, kam ein bunter Vogel angeflogen. Er freute sich über die vielen Nüsse und begann eine nach der anderen aufzuknacken. Linchen, die das Krokodil Konstantin in der Märchenstadt besuchte, redete dem bunten Vogel ins Gewissen. Er sollte doch nicht alle Nüsse vom Strauch holen. Aber der bunte Vogel war am nächsten Tag schon wieder da und hatte noch drei andere bunte Vögel mitgebracht. Am übernächsten Tag und den folgenden Tagen auch wieder. Jedenfalls dauerte es nicht lange und es saßen ganz viele bunte Vögel im Nussbaum. Das gefiel Linchen überhaupt nicht. Sie kannte nämlich das Geheimnis des Haselnussstrauches. Dort wuchsen keine gewöhnlichen Nüsse. Es waren Märchennüsse, in denen die allerschönsten Märchen versteckt waren.

Aber nun waren diese bunten Vögel da und knackten jeden Tag viele Nüsse. Das gefiel Linchen ganz und gar nicht. Sie wollte es nicht mehr zulassen. Linchen holte sich Verstärkung. Das Krokodil Konstantin kam, der Tormann Tim, Herr Bär, der die Musik liebt und viele andere. Gemeinsam schmiedeten sie einen Plan. Sie wollten Radau machen.  Und das taten sie auch. Das Krokodil Konstantin schlug mit seinem Schwanz laut auf den Boden, dass es nur so bebte. Tim klatschte mit seinen Fußballhandschuhen, Herr Bär nahm sein Instrument und tutete fürchterlich laut. Karl Heinz Kupinzki, der Frosch, erschreckte die bunten Vögel mit seiner knallig grünen Farbe und Frau Vonundzu kam mit alten Topfdeckeln herüber gelaufen und schepperte mit ihnen. Das war ein fürchterlicher Radau, ein Scheppern und Treiben.

Die bunten Vögel flogen auf und davon und ließen sich auf einem anderen Strauch in der Märchenstadt nieder. Aber kaum war Linchen mit ihren fröhlichen Freunden wieder gegangen, waren die bunten Vögel schon wieder da! Da kam Linchen eine andere Idee in den Sinn. Sie begann kurz entschlossen alle Nüsse zu pflücken. So konnte sie wenigsten ein paar von den aller schönsten Märchen retten.

• Bleistiftgeschichten

Nun, alle Geschichten, auch die von den fröhlichen Freunden aus den märchenhaften Städten finden eine Ende. Sie wurden vor sehr langer Zeit fein säuberlich mit einem Bleistift auf Papier geschrieben.

Doch eines Tages, oh Schreck, begann der Bleistift zu schimpfen. „Warum kann ich nicht meine eigene Geschichte aufschreiben? Ich muss immer aufschreiben, was sich andere ausdenken.“ Knacks machte es, und seine Spitze brach ab. „Ab jetzt denke ich mir eigene Geschichten aus!“ Und schon kritzelte der Bleistift: „Eines Tages, als das große Windmännlein, Linchen und die traurigen Freunde eine Reise durch die märchenhaften Städte antraten – nein, das stimmt ja gar nicht! Also noch einmal: Eines Tages als das kleine Windmännlein, Linchen und die fröhlichen Freunde zu Besuch … Das gefällt mir nicht! Ich schreibe vom Frosch Karl Heinz Kupinzki, der im See das Nixenkraut gefunden hatte. Aber wie hat er das gemacht? Die Fische im See hatten auf einmal Beine. Die runden Kieselsteine waren eckig und Lefti, der höfliche Hund war ganz lieb, es lohnt sich gar nicht darüber zu schreiben.

Plötzlich watschelte eine Ente über das Blatt Papier und machte große Ententapsen darauf. „Und überhaupt, meine Spitze … Sie ist abgebrochen und das Holz kratzt auf dem Papier. Die Buchstaben stehen alle durcheinander. Ach ist das alles kompliziert!“ Da kam die Geschichtenschreiberin wieder. Sie hatte einen Bleistiftanspitzer mitgebracht. „Mein kleiner Bleistift, jetzt mache ich dich wieder fein und spitze dich an. Danach bringen wir wieder jedes Wort gut leserlich auf das Papier. Das gefällt dir doch? Aber was ist das für ein zerkratztes Blatt?“ Der kleine Bleistift schämte sich ein wenig. „Ich … ich … ich habe nur probiert …“ „Ob du das auch alleine kannst“ erriet die Geschichtenschreiberin. „Ist dir etwas aufgefallen?“ „Ja klar“, sprach der Bleistift erleichtert. „Ich brauche eine neue Spitze und gemeinsam macht das Geschichten schreiben viel mehr Spaß!“

Nun nahm die Geschichtenschreiberin den Bleistift wieder in ihre Hand. Der kleine Bleistift tanzte vor Freude über das saubere Blatt Papier, malte dort einen Kringel, da ein Komma und hier einen Punkt. Er schrieb noch ganz viele Geschichten über die fröhlichen Freunde, die in den märchenhaften Städten manch tolles Abenteuer bestehen sollten, auf. Aber diese stehen auf einem anderen Blatt und vielleicht helfen der Geschichtenschreiberin viele Kinder, die noch mehr schöne Geschichten erfinden und aufschreiben möchten.